Die Entwicklungen in der Lebensmittelverpackungsindustrie folgen schnell aufeinander. Wir alle wollen mehr Recycling und Kreislaufwirtschaft. Und gleichzeitig Bequemlichkeit und Qualität beibehalten. Die Verpackung wird immer mehr zu einem eigenständigen Fachgebiet. Einer der Experten ist der Verpackungsdesigner Roland ten Klooster.
Als Professor an der Universität Twente forscht Roland unter anderem zu den Themen Benutzerfreundlichkeit von Verpackungen und Kaufverhalten. Er betreibt auch materialwissenschaftliche Forschung. Was sind zum Beispiel die besten Parameter für die Versiegelung von Kunststofffolien, um Mikrolecks und damit Lebensmittelabfälle zu vermeiden? Wir sprechen mit ihm über seine Ansichten zu Lebensmittelverpackungen aus Kunststoff und Nachhaltigkeit.
Ungerechtfertigtes negatives Image
Lebensmittelverpackungen werden oft als Ursache für den gesamten Abfall hingestellt. Dabei machen diese Verpackungen nur einen kleinen Teil davon aus. Roland erklärt: „Lebensmittelverpackungen aus Plastik haben ein sehr negatives Image. Dabei ist es viel differenzierter. Denn in Wirklichkeit ist Kunststoff oft die nachhaltigste Lösung für Lebensmittelverpackungen.“
Kunststoff ist oft die nachhaltigste Lebensmittelverpackung
Barrieren gegen Feuchtigkeit und Sauerstoff
„Die Menschen sind sich der Vorteile von Kunststoffen nicht bewusst. Manchmal sind sie sogar gut für die Umwelt. Denken Sie an eine Tüte Salat, die Sie eine Woche lang (ungeöffnet) aufbewahren können. Oder Sommerprodukte, die Sie im Winter essen können. Die Verpackung bildet eine Barriere gegen Feuchtigkeit und Sauerstoff und sorgt für optimale Bedingungen, so dass Lebensmittel viel länger frisch bleiben und weltweit transportiert werden können“, erklärt Roland.
Recycling ist noch keine Kreislaufwirtschaft
Roland: „Die Unternehmen setzen zunehmend auf wiederverwertbare Materialien. Aber die meisten Produkte können nach dem Recycling nicht mehr für denselben Zweck verwendet werden. Eingeschmolzene Dosen werden zum Beispiel zu Fahrrädern oder Baumaterialien verarbeitet. Nicht wieder Dosen. Das ist zwar wiederverwertbar, aber nicht zirkulär. Eines der wenigen Verpackungsmaterialien, das wirklich im Kreislauf verwendet wird, ist PET.“ Das hat mit der Gesetzgebung zum Kontakt mit Lebensmitteln zu tun. Roland: „Wenn Sie ein Kunststoffrecyclat als Lebensmittelverpackung verwenden wollen, müssen Sie nachweisen, dass der vorherige ‚Kontakt‘, also das vorherige Produkt, das sich darin befand, ein Lebensmittel war. Bei PET ist dies aufgrund des Pfands auf Flaschen leicht zu bewerkstelligen. Eine gute Kontrolle dieser Kette bedeutet, dass neue Flaschen zu 95% aus PET-Flaschen und zu 5% aus PET aus anderen Ketten hergestellt werden können. In dieser Hinsicht ist PET den anderen Verpackungsmaterialien weit voraus.
Das einzige wirklich kreisförmige Verpackungsmaterial ist PET
Kettenkooperation als Lösung
Wie können wir also die Recyclingfähigkeit von Lebensmittelverpackungen verbessern? Laut Roland ist die Antwort einfach: Zusammenarbeit in der Kette. „Immer mehr Hersteller wollen ihre eigenen Produkte zum Recycling zurückgeben, genau wie Hordijk. Aber die Müllsortierer blockieren dabei das derzeitige Sortiersystem. Die Parteien müssen zusammenarbeiten, um neue Sortierverfahren zu ermöglichen. Daran arbeiten sie schon!“
Die Zukunft der Verpackung
Roland: „Die Industrie sucht weiterhin nach Lösungen für den Plastikmüll. Wir müssen mehr Monostreams herstellen, mehr recyceln, mehr Rücknahmesysteme einrichten und mehr lokal produzieren und verkaufen. Der Schritt zur vollständigen Kreislaufwirtschaft ist noch größer als der zum Recycling. Aber auch in diese Richtung werden Schritte unternommen. Denn die Schließung des Kreislaufs ist entscheidend für die Zukunft von Kunststoffen“, schließt Roland.
Lebenszyklusanalyse (LCA): die Zukunft?
Auf der Grundlage von ISO-Normen können wir mit einer Ökobilanz untersuchen, welche Verpackung am nachhaltigsten ist. Roland: „Ich erwarte, dass dies in Zukunft immer wichtiger wird. Dass die Gesetzgebung in diesem Bereich immer strenger wird. Eine gute Methode, aber wir sollten uns nicht darauf konzentrieren.“
„Kunststoff als Verpackungsmaterial hat Eigenschaften, die auf keine andere Weise erreicht werden können. Guter Schutz, längere Lagerdauer, Frische, weniger Transport, mehr Komfort. Kein anderer Rohstoff hat diese Werte. Und als Monomaterial ist es in hohem Maße recycelbar. Das müssen wir immer wieder betonen.“
Über Roland ten Klooster:
Roland ten Klooster ist Industriedesigner und begann in den 1980er Jahren mit der Gestaltung von Verpackungen, wobei er Komfort, Umwelt, Materialeinsatz und Aussehen miteinander verband. Nachdem er eine Dissertation über Verpackungsdesign verteidigt hatte, wurde er 2006 zum Professor für Verpackungsdesign und -management ernannt. Es handelt sich um eine Teilzeitstelle, die er mit den Aktivitäten des Unternehmens Plato Product Consultants, dessen Mitinhaber er ist, verbindet. Das Unternehmen entwirft Verpackungen und ist in diesem Bereich für KMU und multinationale Unternehmen beratend tätig. Mit dem Deckel, den unter anderem HAK auf seinen Gläsern verwendet, hat das Unternehmen eine Goldene Nuss für die innovativste Verpackung gewonnen.