QUELLE: TU Delft, Pioneering Tech
Von Elise Spetter | Fotografie Erno Wientjens | 4. November 2025
In Pioneering Tech begleiten wir kleine und mittlere Unternehmen, die gemeinsam mit der TU Delft innovieren. In jeder Geschichte liest du über ihre Herausforderungen, den Weg zum ersten Kontakt und die Wirkung der Zusammenarbeit – und auch, wie du selbst den ersten Schritt machen kannst. In dieser Ausgabe: Hordijk, ein Familienunternehmen, das EPS-Produkte herstellt. „Die Zusammenarbeit mit der TU Delft brachte Schwung in unsere Pläne, auch wenn es anfangs schwierig war, den richtigen Einstieg zu finden.“
Kurz gesagt
- Hordijk, ein Familienunternehmen, das Produkte aus EPS (Expandiertes Polystyrol) herstellt, modernisiert seine Produktion mit einem Wavefoamer – einer elektrischen Technologie, die weniger Energie verbraucht und mehr recyceltes Material verarbeitet.
- Die Zusammenarbeit mit TU Delft und YES!Delft beschleunigte die Innovation und brachte neue Ideen hervor – von Anwendungen für die Verteidigung bis zur Wiederverwertung von Reststoffen aus dem Gartenbau.
- Die Lehre für andere KMU: Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen erfordert Ausdauer – „Finde den richtigen Zugang und gib nicht auf.“
„Mein Name ist Sander de Jager, und ich bin Betriebsleiter.“ Ich arbeite nun seit rund sieben Jahren bei Hordijk. Hier in Delft beschäftigen wir 35 Mitarbeitende. Die Gruppe existiert seit über hundert Jahren – wir begannen mit Holz und wechselten später zu Kunststoffen.
Wir stellen Produkte aus expandiertem Polystyrol (EPS) her – das sind die bekannten weißen, leichten Schaumblöcke, die viele als Verpackungsmaterial kennen, etwa zum Schutz von Elektronik oder Obst und Gemüse während des Transports. EPS wird auch im Bauwesen als Dämmstoff und in maßgefertigten Bauteilen wie Fundamentschalungen oder Bodenelementen eingesetzt.
Das Material ist stabil und isolierend. Mit der neuen Produktionstechnologie können wir zunehmend recycelte Bestandteile einsetzen und gleichzeitig den Energieverbrauch deutlich senken.
„Studierende brachten frische Ideen ein – etwa Anwendungen im Verteidigungsbereich oder die Nutzung von Reststoffen aus dem Gartenbau.“ — Sander de Jager, Betriebsleiter

Sander de Jager – Betriebsleiter
Bei Hordijk steht Nachhaltigkeit seit hundert Jahren im Mittelpunkt – wir nennen das Verantwortungsbewusstsein oder Nachhaltige Bewirtschaftung. Wir gehen sorgsam mit unseren Ressourcen um und suchen ständig nach Möglichkeiten, unsere Produkte umweltfreundlicher zu gestalten.
Die bisherige Produktionstechnologie – Dampferzeugung mit Gas – wurde über fünfzig Jahre genutzt und bot noch Verbesserungspotenzial.
Deshalb nahmen wir Kontakt zu einem deutschen Maschinenbauer auf, der den Wavefoamer entwickelt hat. Diese Maschine arbeitet nicht mit Dampf, sondern mit einem hochfrequenten elektrischen Feld – im Grunde wie eine Mikrowelle. So verschmelzen die EPS-Perlen mit wesentlich weniger Energie und einem höheren Anteil an Rezyklat.
Wir haben das Projekt in zwei Phasen unterteilt: Phase 1: Verarbeitung von EPS mit der neuen Technologie – das Material bleibt gleich, aber Verfahren und Rezyklat sind neu. Phase 2: Verarbeitung anderer Materialien oder biologischer Reststoffe – darin liegt die Zukunft.
Der Weg zum Kontakt
Ich hatte schon länger versucht, mit der TU Delft in Kontakt zu treten. Ich schrieb E-Mails an die Nachhaltigkeitsabteilung, erhielt jedoch oft die Antwort, dass die Universität vor allem wissenschaftliche Forschung betreibe. Es war schwierig, den richtigen Ansprechpartner zu finden.
Der Durchbruch kam, als Anske Plante vom Innovation & Impact Centre der TU Delft ins Spiel kam. Sie war deutlich offener für Kooperationen mit Unternehmen. Von diesem Moment an änderte sich alles. Gemeinsam mit YES!Delft und dem Unternehmensfonds organisierten wir eine Challenge, bei der Studierende über Anwendungen unserer neuen Technologie nachdachten. Das war sehr inspirierend – zwei Teams entwickelten und präsentierten ihre Ideen. Ihre Poster hängen noch heute in unserem Büro.
Beitrag der TU Delft
Der Kontakt mit der TU Delft gab uns neue Energie, die Technologie weiterzuentwickeln. Studierende brachten frische Perspektiven – von Verteidigungsanwendungen bis zur Nutzung von Reststoffen aus dem Gartenbau. Für uns war das eine Anerkennung: Professoren und Studierende waren überrascht, wie innovativ Hordijk ist. Unsere Mitarbeitenden waren stolz, ihre Arbeit zeigen zu können.
Auch für unser Netzwerk war die Kooperation wertvoll: Durch die TU Delft kamen wir in Kontakt mit neuen Partnern – auch in Märkten, die wir sonst nie erreicht hätten.

Auswirkungen auf das Unternehmen
Die Zusammenarbeit brachte uns neue Ideen und neue Märkte. Die Verteidigungsindustrie ist ein Beispiel dafür. Über die TU Delft haben wir Kontakt zu Fachleuten aus diesem Bereich gewonnen, den wir nun über unseren Vertriebsdirektor pflegen.
Darüber hinaus hat sich unser Netzwerk erweitert. Wir glauben, dass Nachhaltigkeit nur in Partnerschaft möglich ist – mit Universitäten, Beratungsunternehmen, Maschinenbauern und Kunden.
In den kommenden Jahren wollen wir die neue Technologie vollständig beherrschen: zunächst mit 100 Prozent EPS-Rezyklat, später auch mit biologischen Materialien. Wir arbeiten gerne weiter mit der TU Delft zusammen. Es gibt bereits einen Vorschlag, 60 Maschinenbau-Studierenden eine Werksführung zu geben. Außerdem bestehen Kontakte zur Luft- und Raumfahrttechnik (L&R), wo wir weiteres Innovationspotenzial sehen.
Herausforderungen und Lernpunkte
Die Zusammenarbeit verlief gut, doch nicht alles war einfach. Die Gewinnung von Studierenden war schwierig – nicht alle, die sich angemeldet hatten, erschienen, und wir konnten keine Studienpunkte vergeben. Trotzdem war die Veranstaltung sehr motivierend, und daraus entstanden Folgeprojekte.
So erstellten Studierende eine Energieverbrauchsanalyse, die uns nun weiterhilft. Eine Masterstudentin der Luft- und Raumfahrttechnik wollte neue Materialien auf dem Wavefoamer erforschen, konnte dies jedoch terminlich nicht umsetzen. Wichtig ist für uns: Die Kontakte bestehen – und das zählt am meisten.
Was die TU Delft lernen kann
Wir lernen viel von der TU Delft – aber vielleicht kann auch die Universität von uns lernen. Manchmal wirkt die TU wie eine geschlossene Gemeinschaft. In der Wirtschaft hingegen muss man zusammenarbeiten und nach außen treten – sonst schafft man es nicht. Kreativität entsteht erst durch Austausch.
Wir bringen praktische Erfahrung und ein Netzwerk, auch in Deutschland, mit. Gemeinsam können wir Technologien nicht nur entwickeln, sondern auch in die Praxis umsetzen.
„Mein Rat? Finde den richtigen Zugang und gib nicht auf. Es dauert manchmal, bis man die richtige Person findet – aber es lohnt sich. Dank der TU Delft haben wir neue Ideen, ein größeres Netzwerk und Zugang zu Märkten, an die wir zuvor nie gedacht hätten.“